G8 und G9
G8 und G9 - Die Vorgeschichte
Im Schuljahr 2012/13 stellte das MLG einen Antrag auf Teilnahme am „Schulversuch G9" des Landes Baden-Württemberg. Die Landesregierung hatte mit diesem Versuch auf die nach wie vor bestehende Kritik an G8 und vor allem auf den starken Nachfragedruck vieler Eltern reagiert und bereits zu diesem Schuljahr 22 Versuchsschulen die Wiedereinführung von G9 erlaubt. Nun sollten noch einmal 22 Schulen folgen, wobei die Zahl der aus allen Landesteilen gestellten Anträge weitaus höher war.
Auch in Baden-Baden hatte sich der Elternwunsch sehr eindeutig positioniert. Eine Umfrage des biregio-Instituts unter allen Grundschuleltern hatte ergeben, dass 83% der Eltern zumindest an G9 interessiert waren. Dies war, ergänzend zu unserer grundsätzlichen pädagogischen Überzeugungen, die Basis unseres Entschlusses, einen Antrag zu stellen. Nach ausführlichen Informationen und Diskussionen stimmten alle Schulgremien zu, auch der Gemeinderat der Stadt Baden-Baden, die als Schulträger letztlich den Antrag an das Kultusministerium richtete, unterstützte unser Anliegen.
Zu unserer Freude erhielten wir mit Beschluss des Kultusministeriums vom 24. Januar 2013 einen der begehrten Plätze, sicherlich nicht zuletzt aufgrund unseres sehr eigen-ständigen Konzeptes. Als dreizügiges Gymnasium mussten wir komplett auf G9 umstellen, was aber durchaus unseren Wünschen und später auch den Anmeldezahlen entsprach. Alle Schülerinnen und Schüler, die sich seitdem bei uns anmeldeten, schlagen den neunjährigen Weg zum Abitur ein.
G8 und G9 - Unser Konzept
„Wir nehmen uns Zeit"
Ein zentraler Aspekt unserer Entscheidung für G9 war und ist die Überzeugung, dass Bildung Zeit braucht:
Zeit in Form von (mehr) Schulstunden und Schuljahren,
Zeit, die unsere Kinder und Jugendlichen für ihre biografische bzw. Persönlichkeitsentwicklung benötigen
und nicht zuletzt (mehr) Zeit in den Familien, für Hobbys, für sportliche und kulturelle Interessen, die für uns auch einen wichtigen Platz in der Persönlichkeitsentwicklung einnehmen.
Wir wollen uns deshalb nicht einfach mehr Zeit lassen, sondern die Zeit nehmen und gestalten, ...
... für intensivere und nachhaltigere Bildung
... für eine ruhige(re) Persönlichkeitsentwicklung
... für Förderung und Beratung
... für vertiefende und weiterführende Bildungsangebote
... für Gemeinschaft und soziales Engagement
... für Kreativität, Sport, Spiel und Kultur
„Mehr Zeit" - konkret
Für den Schulversuch G9 stellt uns die Landesregierung 12 zusätzliche Wochenstunden zur Verfügung – also keinesfalls ca. 30, die ein neues, zusätzliches Schuljahr eigentlich umfassen würde.
In G8 wurden 205 Wochenstunden, die ein(e) Schüler(in) im Laufe ihrer Schullaufbahn absolvieren musste, auf acht Jahre verteilt, in G9 werden nun 217 Stunden auf neun Schuljahre verteilt.
Der verbleibende Raum kann genutzt werden, um bisher übliche Spitzenbelastungen, vor allem in der Mittelstufe, abzubauen. Statt, wie bisher, bis zu 35 Wochenstunden (in Klasse 7-10), soll keine Klasse in G9 mehr als 32 Stunden Unterricht pro Woche haben. Die Nachmittage bleiben – im Rahmen der organisatorischen Möglichkeiten, frei: für die Projektschiene, die AGs und für die eigene Gestaltung.
„Mehr Zeit" – wofür?
Wir stärken die Kernfächer
Die Kernfächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch/Latein erhalten je zwei Wochenstunden mehr aus dem allgemeinen Stundenkontingent.
Das bedeutet, dass unsere G9-Schüler(innen) im Lauf ihrer Schulzeit jeweils ca. 70 zusätzliche Stunden in diesen Fächern erhalten.
Wir gestalten eine „Projektschiene"
Jeder Klasse bieten wir im Verlauf eines Schuljahres (ab Klasse 7) vier bis sechs Projekte aus verschiedenen Fachrichtungen an:
für interessante zusätzliche Lerninhalte, für selbstständiges Lernen, für Differenzierung, für handlungs- und prozessorientierte Verfahren, für vertiefende Übung.
Unsere Projekte unter der Leitlinie „Fordern und Fördern"
- dauern 6 bis 9 Wochen (12 – 18 Schulstunden)
- werden von Fachschaften oder Fächerverbünden entwickelt und evaluiert
- bieten Raum zum Experimentieren, Üben, Vertiefen, Wiederholen und zur praktischen Anwendung
- ermöglichen (mehr) Binnendifferenzierung und individuelles Fordern und Fördern
- schaffen Freiräume für die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern aus der Wirtschaft, aus Verbänden und aus dem sozialen und kulturellen Leben
- bieten Zeit für (mehr) Wettbewerbe, Exkursionen und Praktika
Wir „fordern und fördern"
- besonders begabte Schülerinnen und Schüler durch Projekte mit hohem Anspruch
- Schülerinnen und Schüler mit sportlichen und musischen Begabungen
- Schülerinnen und Schüler mit Förderungsbedarf in einzelnen Fächern
- alle Schülerinnen und Schüler durch anregende, handlungsorientierte und schülerzentrierte Projekte, Praktika und Wettbewerbe.
- alle Schülerinnen und Schüler durch die Kooperation mit außerschulischen Partnern.
„Mehr Zeit" – schon in Klasse 5 und 6
In den Klassen 5 und 6 setzen wir auch in G9 unser bewährtes Unterstufenkonzept fort.
G9 wird in diesen Klassen vorwiegend als Entlastung spürbar: die Wochenstundenzahl ist gegenüber G8 deutlich reduziert, die Lehrpläne der einzelnen (Kern-)Fächer wurden entsprechend umgeschrieben.
Die entstandenen Freiräume nutzen wir
- um den Übergang auf die weiterührende Schule zu moderieren
- zur Stärkung unseres Konzeptes des „sozialen Lernens"
- für unsere bewährten Profilschwerpunkte Technik und Informatik
- für bedarfsgerechten Förderunterricht in den Kernfächern
SoLe, Technik und ITG
bilden zusammen unsere Profilschiene in Klasse 5 und 6:
Aktuell:
Im Zuge der Einführung neuer Lehrpläne zum neuen Schuljahr 2016/17 wird es in diesen Bereichen zu Änderungen kommen, die wir im Verlauf dieses Schuljahrs erarbeiten. Die Grundstrukturen werden davon aber nicht erheblich betroffen sein.